Auslandspraktikum Finland

Mein Name ist Sebastian Eckinger, ich gehe derzeit in die 5BH und durfte im Sommer 2016 mein Praktikum in Finnland absolvieren.

Am 10. Juli 2016 brachte mich meine Familie zum Flughafen nach München. Dort stand ich vor meiner ersten riesen Herausforderung: Jeder, der mich ein bisschen kennt, weiß, dass ich aus dem kleinen Dorf Goldegg im Pongau komme und mit Großstädten nicht „viel am Hut habe“, wie man bei mir zu Hause sagen würde.

Nach der Landung in Finnland holte mich Pertti Vuoristo vom Flughafen ab und lud mich zum Essen ein. Pertti war meine Ansprechperson und zeigte mir meinen Arbeitsplatz.

Als ich in meinem „neuen“ Zuhause ankam, war ich etwas überrascht. Ich möchte nicht übertreiben, aber die Umstände waren ziemlich erschreckend! Ich befand mich irgendwo im Nirgendwo, alleine gemeinsam mit 30 Riesenschnauzer-Hunden, 20 Pferden, geschätzten 1000 Hühnern, einer zirka 60jährigen Bäuerin und deren 24-jährigem Sohn auf einer uralten Farm.

Die ersten Tage waren sehr anstrengend und ich hatte absolut nicht das Gefühl, als     würde ich die nächsten vier Wochen überleben. Wir arbeiten von 8 Uhr morgens bis 17 Uhr, danach war endlich Mittagspause. Anschließend ging die Arbeit weiter bis zirka 23:30 Uhr. Weil die Farm, wie ich vorher schon erwähnte, sehr alt war, war der Zustand auch demensprechend schlecht. Meine Aufgabe war es, die Farm so gut wie möglich auf Vordermann zu bringen. Ich reparierte die Stalltür, betonierte die Hofauffahrt neu, baute neue Hundegehege, tauschte kaputte Fenster oder konstruierte Hasenställe.

Die ersten Tage waren eine große Herausforderung. Auch wenn ich normal überhaupt nicht der Typ bin, der leicht Heimweh hat, fühlte ich mich eher unwohl und einsam.

Es dauerte nicht lange, dann war dieses Gefühl vorbei.

Ich gewöhnte mich schön langsam an die Umstände und auch an die Sprache und merkte sehr bald, dass mein Englisch immer besser wurde.

Einige Tage verbrachte ich bei Pertti zu Hause und war ihm bei den Renovierungsarbeiten seines

Hauses behilflich. Dort war der Lebensstandard wieder komplett das Gegenteil und am Anfang war das für mich wieder sehr ungewohnt. Anders als bei Sissi auf der Farm ging es jetzt nicht nur mehr ums Arbeiten, sondern Pertti brachte mir die traditionellen Bräuche und Sitten von Finnland etwas näher. Nachdem er gerade dabei war, eine Dusche in sein Haus einzubauen, gingen wir jeden Abend in die Sauna und wuschen uns anschließend mit einem Eimer voll Wasser.

Die letzten Tage waren sehr gemütlich. Sissi, die Bäuerin, arrangierte, dass wir gemeinsam mit ihrem Sohn und dessen Freundin einen Ausflug zu dem Sommerhaus ihrer Schwester machten. Dabei fuhren wir zirka eine Stunde mit einem Boot südlich von Helsinki. Wir übernachteten dort und ich genoss meine letzten Tage in Finnland.

Von meiner unglücklichen Stimmungslage oder dem Heimweh, das ich am Anfang hatte, war nichts mehr zu spüren und die vier Wochen verflogen unheimlich schnell. Natürlich freute ich mich auf meinen Rückflug, meine Freunde und die Musikkameraden in Österreich, aber ich war trotzdem ein kleines bisschen traurig, dieses Land, die Farm und die mittlerweile lieb gewonnenen Menschen zu verlassen. Für mich waren diese vier Wochen, in denen ich meine Persönlichkeit, mein Selbstvertrauen und mein Verantwortungsbewusstsein enorm stärken konnte, ein unvergessliches Erlebnis . Die Arbeit und das Konzentrieren auf die englische Sprache war anstrengend und intensiv, aber ich konnte mir viel Neues aneignen. Auch wenn ich es mir anfangs nicht vorstellen konnte, würde ich ohne zu zögern – es sofort wieder tun und ich kann jeder und jedem, der dazu eine Möglichkeit bekommt, dringend empfehlen den Schritt zu wagen und sich in das kalte Wasser zu stürzen!

Abschließend möchte ich mich bei Herrn Rudolf Kranabitl bedanken, der den Großteil der Organisation übernommen hat und mich in jeder Hinsicht, so gut wie möglich, unterstützt hat.

Sebastian Eckinger