Brücke in die Zukunft: Wie Ausbildung im Holzbau neue Wege eröffnet
Originelle Abschlussprojekte am Holztechnikum Kuchl (HTL, FS, Internat) zeigen, wie Praxis und Theorie Hand in Hand gehen – ein Beispiel ist die neue Brücke am Hofalmsee in Filzmoos.
Bildung als Zukunftsthema im Holzbau
Die Herausforderungen im Bauwesen von morgen erfordern gut ausgebildete Fachkräfte, die Tradition und Innovation gleichermaßen verbinden. Der Holzbau in Österreich profitiert von einem guten Bildungssystem. Beispielsweise erwerben Schülerinnen und Schüler am Holztechnikum Kuchl nicht nur Fachwissen sondern auch handwerkliche Kompetenzen, die sie in realen Projekten anwenden. So entstehen Fachkräfte, die planerisch wie praktisch denken – eine Stärke, die international hohe Anerkennung findet.
Das Holztechnikum Kuchl als Vorreiter
Seit über 70 Jahren wird am Holztechnikum Kuchl die Verbindung von Theorie und Praxis gepflegt und weiterentwickelt. Heute reicht das Angebot von Fachschule und HTL bis zur Werkmeisterausbildung. Am Standort ist mit dem Wissenscampus Kuchl ein einzigartiges Bildungsnetzwerk entstanden. Hier arbeiten das Holztechnikum Kuchl, die FH Salzburg, die Einrichtungsberaterschule, die Landesberufsschule, proHolz, der Holzcluster und Unternehmen eng zusammen.
Einzigartig ist die Doppelqualifikation in der Fachschule, bei der Absolventinnen und Absolventen neben dem Fachschulabschluss auch die Lehrabschlussprüfung (LAP) Zimmereitechniker absolvieren können. Zudem ist am Standort die Weiterbildung bis zum Holzbaumeister im Rahmen eines Bachelor Professional-Studiums möglich. Damit spannt sich ein durchgängiger Ausbildungsweg vom Lehrabschluss bis zum akademischen Abschluss.
Praxisnahes Lernen: Die Hofalmbrücke in Filzmoos
Wie praxisnah Ausbildung in Kuchl ist, zeigt das Abschlussprojekt von Josef Bliem und Michael Rieger, Absolventen der Fachschule (Ausbildungsschwerpunkt: Holzbau & Holzbautechnik). Gemeinsam planten und errichteten sie eine Brücke für den Hofalmsee in Filzmoos – eine Region, die vielen Österreichern als Ausflugsziel bekannt ist.
Aus der spannenden Aufgabenstellung sowie einem familiären Bezug heraus – die Eltern von Josef Bliem betreiben dort eine Almhütte – entstand ein ideales Lernfeld: kurze Wege, regionale Wertschöpfung und die Verwendung von Lärche aus dem Pongau.
Nach einer intensiven Planungsphase mit Geländeaufnahme, statischer Dimensionierung und CAD-Konstruktion folgte die Umsetzung:
• Tragstruktur als doppeltes Hängewerk, kombiniert mit einem Satteldachstuhl
• besonderer Fokus auf konstruktiven Holzschutz
• Verbindung der Knotenpunkte mit speziellen Holzverbindern
• handwerkliche Anpassung an die umliegende Architektur durch Bürsten und Hobeln
• hoher Vorfertigungsgrad durch Montage in der HTK-Werkstätte
• Regionalität und Wertschöpfung in der Region
Das Ergebnis: Eine überdachte Brücke, die Funktionalität und Ästhetik vereint und erstmals eine vollständige Umrundung des Sees ermöglicht.
„Am spannendsten war, das eigene Projekt von der Skizze bis zur fertigen Brücke in allen Details durchzudenken und umzusetzen. Am Ende entstand etwas, das Menschen vor Ort täglich nutzen“, freuen sich die Holztechnikum Kuchl-Absolventen Josef Bliem und Michael Rieger. Beide haben nach ihrem Fachschulabschluss (und der LAP Zimmereitechnik) auch noch die Umstiegsmöglichkeit in die HTL für Wirtschaftsingenieure/Holztechnik genutzt. Somit haben sie mit insgesamt 6 Jahren Holzausbildung in Kuchl drei Abschlüsse erworben.
Lernen in Echtzeit
Das Projekt zeigt, dass Ausbildung im Holzbau nicht abstrakt bleibt sondern reale Spuren hinterlässt – in Landschaften, Gemeinden und der Baukultur. Für Schüler ist es ein prägendes Erlebnis, für die Region ein Gewinn.
Am Holztechnikum Kuchl möchte man zeigen, dass Ausbildung im Holzbau mehr ist als Wissensvermittlung: Sie ist Zukunftsgestaltung, Brücke zwischen Tradition und Innovation – und im wahrsten Sinne eine Brücke in die Zukunft hin zu industrieller Fertigung mit gutem Projektmanagementkenntnissen für die Absolventinnen und Absolventen.
Die Besonderheit am Holztechnikum Kuchl ist die Verbindung von Holz, Technik, Wirtschaft und Sprachen. Rund 400 Jugendliche, darunter 50 Mädchen, besuchen derzeit die HTL und Fachschule.
In der HTL für Wirtschaftsingenieure/Holztechnik kann ab der 4. Klasse zwischen den Ausbildungsschwerpunkten Smart Production & Innovation oder Holzbautechnik gewählt werden. In der Fachschule für Holzwirtschaft gibt es eine umfassende Grundausbildung und danach wählt man einen der Ausbildungsschwerpunkte: Entweder in Holztechnik oder Holzbau & Holzbautechnik oder Tischlereitechnik. Optional kann zusätzlich zum Fachschulabschluss die Lehrabschlussprüfung (LAP) in einem der gewählten Ausbildungsschwerpunkte direkt am Schulstandort abgelegt werden – eine Möglichkeit, die von nahezu allen gerne genutzt wird.




















